Blockchain, Metaverse und NFTs – was bringt das denn?

Jürgen Alker ruft dazu auf, sich erstmal mit den Web3-Phänomenen zu befassen, bevor man sich entscheidet, ob man eintauchen will oder nicht. Und dann erzählt er von einer der ersten NFT-Heldengeschichten aus der Fashion-Branche, die in einem Millionengewinn mündete – und die Augen öffnet für die neuen Geschäftsmodelle, die nun möglich sind.

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Seit einem Jahr geht Jürgen Alker nicht mehr um zehn oder elf ins Bett, sondern erst um drei oder vier. „Man kann ohne Ende Zeit damit verbringen,“ schwärmt er von seiner neuen Passion. Der SHIFT hinein in die tiefe Nacht ist für ihn kein Problem, denn die klassische, wenngleich sehr bewegte Karriere hatte er schon hinter sich, erzählt der NFT Studioleiter von Highsnobiety.

Was ist Metaverse? Um den Vorstellungshorizont zu erweitern, sagt Alker: Möglicherweise ist es gar kein virtueller Ort, sondern ein Zeitpunkt. Ein sehr abstrakter Zeitpunkt, und zwar jener Moment, in dem das Web für den Menschen wichtiger wird als die physische Welt. Insofern könnte man sagen: Wenn Jürgen Alker mehr als zwölf Stunden pro Tag mit dem Metaverse und mit NFTs verbringt, hat er für sich selbst den Punkt schon erreicht.

Und was ist ein NFT? Im Prinzip könne man sich das vorstellen wie einen Grundbucheintrag, einen Vermerk, dass jemandem etwas gehört. Nur, dass es kein Amt gibt, in dem ein Aktenordner steht, in dem sich der Beweis für den Besitz befindet – der Beweis liegt nun auf tausenden Rechnern verteilt und kann deshalb nicht gefälscht werden. Einer der großen Kritikpunkte an der zugrunde liegenden Blockchain-Technologie ist deshalb der enorme Energieverbrauch, den es dafür benötigt.

Dieses Problem ist aktuell noch nicht gelöst. Ein weiteres Vorurteil kann Alker aber buchstäblich spielerisch entkräften. Er erzählt die Geschichte von RTFKT. Diese Tech-Firma ist einer der Gründe für seine Müdigkeit. Mit der Kreation virtueller Sneaker haben die drei Macher einen Hype ausgelöst, mit dem sie in kurzer Zeit nicht nur rund 100 Millionen Dollar verdient, sondern Ende 2021 ihre Firma für kolportierte 500 Millionen Dollar an Nike verkauft haben. Benötigt haben sie dafür angesehene Künstler für die Entwürfe der Schuhe sowie von Avataren, und dazu ein gutes Storytelling und gute Ideen, die im Prinzip aber nicht neu sind, vergleichbar mit einer Schnitzeljagd oder einer Losbude. Jeder frühe Käufer kann weiterverkaufen, kann aber auch warten. Wer von Anfang an dabei war, wartete und ein bisschen Glück hatte, ist jetzt Millionär. Das erzeugt Aufmerksamkeit.

Das neue Geschäftsmodell funktioniert unter anderem aus zwei Gründen. Zum einen haben die Macher von RTFKT verstanden, dass manche Produkte, wie etwa Kleidung, mittlerweile komplett ohne Praktikabilität begehrt sind: „Es geht dabei um Gemeinschaft, um Status, um Abgrenzung zu Eltern“, sagt Alker. Wenn aber Praktikabilität als Kaufgrund wegfällt, kann man das Produkt genauso gut virtuell kaufen. Es gibt schon viele Kinder, erzählt Alker, für die die Kryptowährung in Fortnite genauso wichtig ist wie das Taschengeld, weil sie damit in ihrem Leben genauso viel anfangen können. Der zu Beginn erwähnte Metaverse-Zeitpunkt, er ist womöglich gar nicht mehr so weit entfernt.

Zweitens: Blockchain-Technik bietet die Möglichkeit, dass jeder seine Kunst oder seine Produkte selbst vermarkten kann. „Momentan verdient kein Creator, der auf Insta Content hochlädt, Geld damit“, sagt Alker – nur die Plattformen, weil sie es durch Werbung monetarisierten. Jetzt könne eine Zeit anbrechen, in der jeder verdient, was er verdient. Der dezentrale Ansatz von Web3, zusammen mit der Vorstellung einer gewissen Entmachtung großer Plattformen, macht das Modell für viele sympathisch. Und lässt Menschen genau dort partizipieren, wo sie partizipieren wollen: „Lady Gaga könnte eine Million NFTs verkaufen, für je einen Dollar, und sagen: Damit kannst du dir mein Konzert auf meiner Webseite angucken“, sagt Alker. Eine komplett neue Form der Wertschöpfung, ohne Zwischenhändler. Bleibt bloß die Frage, wann in Zukunft eigentlich noch Zeit zum Schlafen bleibt.

Video auf YouTube ansehen:
https://www.youtube.com/watch?v=jLHM_JfgSNQ